Stadtpolonaise
Wir Wiener sind ja nicht vorderhand dafür bekannt, die Menschen über die Maßen zu mögen. Dafür sind derzeit aber ganz schön viele davon in der Stadt.
So voll hat man, auch wenn man länger schon hier lebt, die Innenstadt noch nie erlebt. Die Menschen schieben sich des Abends in ununterbrochenen Massen zum Rathausplatz-Christkindlmarkt und zurück, machen Polonaise entlang der Sehenswürdigkeitenrouten durch die Stadt, stehen Schlange vor den Reiseführer-Hot-Spots.
Man freut sich eh sehr, dass der Tourismus funktioniert. Man denkt sich aber: Eigentlich ist Wien ganz anders. Diese Stadt ist dann diese Stadt, wenn sich die Menschen im Café möglichst weit voneinander wegsetzen. Wenn man sich von der Schönheit der Bauten nicht den Grant verderben lässt. Wenn man den Fremden in genau der selben wohldosiert ang’speisten Art begegnet wie den Hiesigen.
Ungewohnt an dieser Stadt ist, dass man als Wiener versucht ist, die Innenstadt derzeit zu meiden.
Kommentare