Der Lippenstift-Effekt

In Krisenzeiten wollen sich die Menschen wenigsten einen kleinen Luxus gönnen.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Eines muss man der Wirtschaftskrise lassen: Sie riecht gut. Parfum erfreut sich, besonders auch bei jungen Leuten, steigender Beliebtheit. Und verantwortlich dafür ist, wissen Expertinnen, der "Lippenstift-Effekt". Dieser besagt, dass bei schwächelnder Konjunktur der "kleine" Luxus – wie ein teurer Lippenstift – boomt.

Ein schickes Auto ist für viele längst ein unerfüllbarer Traum geworden. Aber einen Maserati-Schlüsselanhänger kann man sich leisten, so überteuert kann der gar nicht sein. Es kommt nicht von ungefähr, dass die großen, teuren Modelabels meistens auch Parfum und Kosmetika im Portefeuille haben. Das Gehalt reicht nicht fürs Chanel-Kostüm? "Chanel N° 5" macht’s wieder gut. Die Satteldecke von Hermès sprengt den Kontorahmen? Ein Lippenstift geht sich gerade noch aus.

Ist es okay, sich wenigstens den kleinen Luxus zu gönnen? Aber selbstverständlich! Nur Snobs rümpfen die Nase. Die können sich vielleicht noch den großen Luxus leisten, aber dafür wissen sie längst nicht mehr, wie glücklich der kleine machen kann.

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