Neugier
Im KURIER-Interview sagt die Schriftstellerin Renate Welsh über das Zuhören: „Das Nichtzuhörenkönnen ist ein Symptom einer Krankheit. Es ist ein Symptom der Vereinzelung.“ Da hat sie recht – wir leben in einer Zeit, in der das Zuhören seltener wird. Zu überzeugt ist der Einzelne, dass er sowieso die Wahrheit besitzt, die Neugier auf die Bereicherung durch andere Meinungen wird geringer. Welsh: „In dem Moment, wo Menschen einander zuhören und einander Wahrheit anerkennen, wird Beziehung und ein bisschen Verstehen möglich. Wirklich verstehen kann man den anderen nicht, auch wenn man einander noch so sympathisch findet. Aber man kann neugierig sein aufeinander.“
Welsh erinnert sich an ihre Hausmeisterin. Die sagte zu ihr: „Weißt, Renate, du bist schon ein g’scheites Dirndl. Aber es gibt keinen Trottel auf der Welt, von dem du nicht noch was lernen kannst.“ Das ist eine enorme Chance: Jeder Mensch, dem wir begegnen, kann oder weiß etwas, was wir nicht können oder wissen. Jeder Tag bietet die Möglichkeit, klüger schlafen zu gehen, als man aufgestanden ist.
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