Hineinschauen
Vor fünf Jahren stand unsere Welt still. Laut waren nur die Vögel. Selbst in den Großstädten hörte man sie laut zwitschern.
In Wahrheit sangen sie leiser. Sie mussten sich nicht mehr so anstrengen, denn sie hatten keine Konkurrenz. Keine Autos auf den Straßen, aber auch kein Kinderlachen auf den Spielplätzen.
Dafür ein kondensstreifenfreier blauer Himmel. Und die Bilder aus Bergamo, wo Soldaten nachts die Leichen ins Krematorium fuhren.
Manches, was manche damals und in den Monaten danach sagten, hallt noch nach. Möglich, dass die Zeit, die seither vergangen ist, zu kurz ist. Das wäre die optimistischere Variante. Die pessimistischere: Die Gräben, die sich auftaten, bleiben. Und irgendwie muss man mit ihnen umgehen.
Manchmal ist es gut, dass man nicht in andere Menschen hineinschauen kann.