Eine hinter die Ohren
Diese Glosse wird, wie Sie wissen, KURIER-intern „Ohrwaschel“ genannt. Kollege W. K. machte sich unlängst in seiner Kolumne „Wortklauberei“ Gedanken über die Etymologie dieser Bezeichnung, die er in Größe und Randpositionierung der Glosse vermutete. Ein schlüssiger Gedanke, der nun allerdings von unserem Stammleser N. G. widerlegt wurde. N. G. ist mit dem KURIER aufgewachsen und war bei der Erfindung des Ohrwaschels so gut wie dabei. Nicht die Optik, sondern der Inhalt hätten zu diesem Namen geführt, schreibt er: „Das Ohrwaschel wurde Ohrwaschel genannt, weil im Ohrwaschel immer jemand eine ‚hinter die Ohren‘ bekommen sollte.“ Diesem Gründungsgedanken sind wir Ohrwaschel-Schreiber nicht immer treu geblieben. Warum? In den 70ern, als das Ohrwaschel entstand, war es noch nicht üblich, seinem Ärger über kleinere und größere Unwägbarkeiten des Alltags permanent Ausdruck zu verleihen. Es gab kein eMail und kein Social Media, es war Journalisten vorbehalten, publizistisch Finger in Wunden zu legen. Heute? Keppeln wir auch. Aber nur, wenn’s unbedingt sein muss.