Ein sonniges Platzerl

Warum eine gute Aussicht auch auf dem Friedhof vernünftig ist
Barbara Beer

Barbara Beer

Morgen ist Allerheiligen und damit der Tag, an dem manche sicher nicht auf den Friedhof gehen, weil da alle anderen gehen. Ob sie an einem anderen der restlichen 364 Tage jemanden auf dem Friedhof besuchen, bleibt natürlich ihnen überlassen, manche brauchen ja keinen Ort, um an jemanden zu denken.

Ihre Kolumnistin gehört zu den Menschen, die schon als Kind gern auf den Friedhof gegangen sind. Das hing auch damit zusammen, dass ihr kurioserweise immer erklärt wurde, dass die Großeltern, die man besuchte, sich dieses Platzerl im Waldfriedhof ausgesucht hätten, weil die Aussicht von dort so gut sei, direkt auf die Weinberge gegenüber. Tröstlich ist auch, dass ein anderer geliebter Mensch, dem sein Leben lang kalt war (er schwadronierte oft davon, dass er „auswandern“ wolle, irgendwohin, wo es wärmer ist), heute ein besonders sonniges Platzerl auf einem kleinen Dorffriedhof hat. In der Nähe liegt ein Fußballplatz. Hier am Grab hört man am Sonntagnachmittag das Rufen der fußballspielenden Buben und denkt sich, das ist gut gegen die Einsamkeit.