Ein bisserl mehr
Zu den Fragen, die einem im Leben tausend Mal gestellt werden, zählt die Feinkostthekenfloskel "Darf’s ein bisserl mehr sein?". Es ist im Grunde eine rhetorische Frage, denn in der Regel darf es natürlich ein bisserl mehr sein. Den meisten ist es herzlich egal, ob es 15 oder 16 Deka Putenpariser sind.
An der Feinkosttheke zeigt sich im Kleinen, wie die Wirtschaft funktioniert: Es geht darum, den Leuten mehr zu verkaufen, als sie brauchen. Aber nicht so viel mehr, dass sie das Gefühl bekommen, über den Tisch gezogen zu werden. Gute Verkäuferinnen und Verkäufer sind so geschickt, dass die Kundschaft die Frage "Darf’s ein bisserl mehr sein?" nicht nur bejaht, sondern dabei auch noch das angenehme Gefühl hat, ein großzügiger Mensch zu sein.
Wenn man es aber übertreibt, kann das nach hinten losgehen. Dann werden aus braven Konsumenten kritische Bürger, die sich auf einmal auch für die Nebeneinkünfte des Chefs interessieren. Vielleicht ist es an der Zeit, dass an der Feinkosttheke endlich einmal jemand fragt, ob’s auch ein bisserl weniger sein darf.
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