Alle anderen sind anders ...
Wer etwas gelten will, hat eine psychologische Störung. Im KURIER-Gespräch erklärt das der Psychologe Marcus Roth so: „Es besteht zunehmend der Wunsch, Diagnosen für sich zu beanspruchen und sie als Identifikationsmerkmale zu benutzen.“ Das heißt: Ich bin, was ich habe.
Galten psychologische Erkrankungen früher als peinlich, sind sie heute zum Glück akzeptiert. Mehr noch: Sie werden von manchen wie ein Schmuckstück getragen. Roth: „Was einst als Macke galt, wird quasi zur Marke.“ Das hat den Vorteil, dass man keine Verantwortung für sich übernehmen muss, wenn man zum Beispiel randaliert, Geschirr um sich wirft und eine Klobrille um den Hals trägt – denn man kann ja nicht anders. Lebt man das in den sozialen Medien aus, können andere nicht nur mitleben, sie können die Symptome auch selbst an sich erspüren.
Was ist also normal? Marcus Roth meint: Mehr, als wir glauben. „Jeder Mensch weicht von der Norm ab. Unterschiedlichkeit ist die Norm.“ Daran sollten wir uns vielleicht öfter erinnern: Alle anderen sind anders – nur ich bin es nicht?
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