Nur keine Wellen am Bodensee

Sehr geehrtes Kulturamt!
Ich habe es ja immer schon gewusst: Die österreichische Kulturszene ist massiv übersubventioniert. Jetzt nimmt man den Bregenzer Festspielen 30 Prozent Förderungen weg – und sie finden offenbar statt, als wäre alles wie immer im goldenen Kulturparadies Österreich. Daher mein Antrag an Sie: Ein Drittel weniger Subvention für alle. Das macht Österreich reicher.
Mit freundlichen Grüßen, H. K.
Sehr geehrter H. K.,
danke für Ihr Schreiben und für Ihren Antrag, dessen Einlangen wir hiermit bestätigen (Geschäftszahl 09/2025). Wir haben Ähnliches schon in diversen Parteiprogrammen gelesen, auch in der Steiermark gab es unter dem neuen Landeshauptmann einen Konflikt zwischen den Subventionsgebern und der Künstlerschaft. Dass nun allerdings auf Bundesebene von einem roten Kulturminister ohne Augenzwinkern derartige Kürzungen vorgenommen werden, ist ein neues Phänomen.
Sparen ist der notwendige Trend der Zeit, außer bei Rüstungsausgaben auf EU-Ebene. Wer spart, braucht jedoch eine Vision (und in Folge nicht zwingend einen Arzt, wie es früher hieß). Wer spart, muss wissen, wo Reduktionen möglich sind, was stattdessen zu fördern sinnvoll wäre, was also am Ende des Prozesses herauskommen soll. Aber ohne Masterplan ein Drittel zu kürzen, wie mit dem Rasenmäher, ist einfallslos und von Verzweiflung geprägt. Wenn das ein blauer Minister gemacht hätte, wäre der Aufschrei enorm, so aber taucht man resignativ durch. Auch am Bodensee, wo abgesehen von ein paar Wortmeldungen keine Wellen geschlagen werden und wo man sich, in braver allemannischer Manier, die vom Spar-Gen geprägt ist, der Situation zu unterwerfen scheint.
Wir im Kulturamt erinnern uns an die einstige Bedeutung der Bregenzer Festspiele, sie waren ein Fixpunkt auf der kulturellen Landkarte, während der Festspiele waren Wien und Vorarlberg (schon wegen des Orchesters) so nah wie sonst nie im Jahr. Bregenz war der Ort, an dem, dank des langjährigen Intendanten Alfred Wopmann, Qualität und Quote eine Ehe eingegangen sind. Von dort aus sendete die Oper Signale in alle Welt. Mit David Pountney waren die Festspiele zumindest noch britisch-exzentrisch und schrill. Mit Elisabeth Sobotka setzte der Relevanzverlust ein, den die neue Chefin Lilli Paasikivi schwer eindämmen wird können. Das Kulturamt hatte für Bregenz jedenfalls stets Sympathie und distanziert sich von den Kürzungen. Die Antwort auf Ihren Antrag kann daher nur lauten: abgelehnt. Zu 100 Prozent.
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