Normalität hat doch was Schönes, oder?
Sie gibt einem die Sicherheit, die man braucht, um das Außergewöhnliche spannend zu finden. Aber oft wird diese wärmende Standarte des Alltäglichen im Jänner durch waghalsige Selbstoptimierungsversuche also known as Neujahrsvorsätze in ihren Grundfesten erschüttert, nur um spätestens im Februar Heerscharen an frustrierten Österreichern vor ihrem Trümmerfeld der gescheiterten Absichten stehen zu sehen.
Denn mittlerweile wurde das Rudergerät, das sich nach zweimaliger Verwendung als klassischer Fehlkauf entpuppte, zum Sporthändler zurückgetragen und die E-Zigarette zum Designelement am Arbeitstisch auserkoren. Nicht falsch verstehen... es ist gut, wenn man will...aber es ist besser, wenn man weiß, dass man nicht wird. Das Beste aus sich rauszuholen, ist ein redliches Bestreben und jeder Mensch, der gewillt ist, seine Laster peu a peu zu reduzieren, genießt meine vollste Unterstützung! Jedoch tut man gut daran, sich sukzessive seinem Ziel anzunähern, als Hals über Kopf in einen aussichtslosen Blitzkrieg gegen sich selbst zu ziehen.
Der Mensch braucht Erfolge, um durchzuhalten, also backen wir kleinere Brötchen: „Ich werde mich diese Woche nur einmal apart betrinken!“ Ein Ziel, das auch für willensstarke Starkstromalkoholiker zu bewältigen ist. Wem diese Aufgabe zu wenig ambitioniert ist, der hänge einfach ein „und fahre mit dem Taxi heim“ an. Zu akzeptieren wer man ist, ist wirklich nicht leicht, aber zu akzeptieren wie man ist, wäre ein Anfang. Wahrscheinlich ist es die Sehnsucht etwas Außergewöhnliches oder Perfektes zu sein, die viele von uns dazu antreibt, einem makellosen Ich nachzueifern und das ist gut so, denn auch wenn es komisch klingen mag, bin ich davon überzeugt, dass Veränderung sehr häufig Stabilität zur Folge hat. Vielleicht brauchen wir deshalb die Exotik der Neujahrsvorsätze, um geläutert wieder in das Herkömmliche eintauchen zu können, das uns schützend das restliche Jahr über begleitet.
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