Nicht jeder hat ausgesorgt

"Tagebuch": In diesen Zeiten hat die Interessensvertretung der Balltreter mehr Daseinsberechtigung als manche ihrer Mitglieder.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Während Franco Foda das Nationalteam in Bad Waltersdorf auf das erste Herbstländerspiel vorbereitet, ehrt die Fußballgewerkschaft heute die von ihren Mitgliedern gewählten Spieler(innen) der Saison.

Etliche der Kandidaten, die es auf die Shortlist schafften, haben inzwischen wie Berisha( Salzburg/Rom) oder Holzhauser (Austria/Zürich) den Klub gewechselt. Der erstmalige Schauplatz für die von Gregor Seberg moderierte „Bruno Gala“, das Volkstheater, ist ebenfalls ein bissel symbolisch für den Fußball. Von letzterem wird Unterhaltung erwartet. Aber gelegentlich ist gerade im Profi-Bereich zu viel amateurhafte Schauspielerei (Neymar) dabei.

Die „Bruno“-Trophäe (die auch die Trainer, Pechvögel und Aufsteiger der Saison erhalten) wird zum 22. Mal im Gedenken an Bruno Pezzey verliehen, der 39-jährig bei einem Senioren-Eishockeyspiel verstarb.

Pezzey war als Verteidiger Weltklasse. Der ÖFB-Internationale ( Frankfurt, Bremen) wurde u.a. zum Spieler des Jahres in der Deutschen Bundesliga gewählt. Als es in Österreich die heute 30 Jahre alte Fußballergewerkschaft noch nicht gab. Anfänglich wurde sie angefeindet.

In Zeiten wie diesen, in denen Kicker wie ein Stück Vieh gehandelt werden, hat die Interessensvertretung der Balltreter mehr Daseinsberechtigung als manche ihrer Mitglieder und ehemaligen Kritikern aus Ligen und Verbänden wahrhaben wollen.

Wer einen Transfer in Europas große Ligen schafft, sich nicht sechs Mal scheiden lässt und nicht der (bedenklich zunehmenden) Wettsucht verfällt, braucht nach Karriereende nie mehr zu arbeiten.

Wer trotz Akademie-Ausbildung aber nicht mit außergewöhnlichem Balltalent gesegnet oder verletzungsanfällig ist, sollte sich rechtzeitig nach einem zweiten Standbein umsehen.

Entgegen der Wirtshausmeinung, wonach Kicker ausnahmslos überbezahlt sind, bekommen (zwei Mal täglich trainierende) Jung-Profis oft nicht mehr Euros als eine Reinigungskraft.

Der Grat zwischen Millionär und AMS wird schmal.

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