Mein Salzburg: Beinahe auf dem Domplatz gespielt

Straßentheater, Eier auf dem Kopf und ein Drogenspürhund mit Unterhose.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Als ich zum ersten Mal in Salzburg war, habe ich dort Theater gespielt. Leider nicht im Jedermann auf dem Domplatz, aber fast. Also fast auf dem Domplatz, ausgesprochen unfast beim Jedermann. Ich war 17, Teil einer Straßentheater-Gruppe, die durch Österreich fuhr und überall Theater spielte, um Geld für eine Drogenberatung zu sammeln (ich habe ja nie verstanden, warum Drogen Beratung brauchen, die kommen doch ganz gut selbst zurecht ...).

Wir spielten „Die kahle Sängerin“ von Eugène Ionesco, einen Klassiker des absurden Theaters. Das Stück ist an sich fantastisch, unsere Inszenierung litt aber ein wenig  an der Tatsache, dass niemand seinen Text auswendig konnte und wir, damit es uns nicht fad wurde, ständig die Rollen wechselten. Meine Aufgabe war eine ganz besondere: Ich musste mitten in der Handlung die Vorstellung unterbrechen, Teile von Handkes „Publikumsbeschimpfung“ brüllen und mir am Höhepunkt des Ganzen ein rohes Ei auf den Kopf hauen. Unser Regisseur fand das künstlerisch wertvoll. Da wir uns keine Hotels leisten konnten, musste ich mich in öffentlichen Brunnen waschen und stank schon nach wenigen Tagen heftig nach Ei. Niemand wird verblüfft sein, wenn ich sage, dass ich meine Rolle nach Kräften hasste.

In Salzburg bauten wir unsere Requisiten neben dem Domplatz auf und begannen zu spielen. Bis zu meiner großen Ei-Szene kam es aber gar nicht, weil die Polizei unser Spiel nach wenigen Minuten abbrach, was mir gar nicht unrecht war. Denn mir war das alles vor dem Publikum schrecklich peinlich – ein paar verwirrte Touristen aus Deutschland, die offenbar wirklich glaubten, unsere Vorstellung gehöre irgendwie zu den Festspielen.

Später führte uns unsere Tournee  in die Schweiz. An der Grenze schickten die Beamten zwei Drogenspürhunde durch unseren VW-Bus, und die fanden auch etwas, nämlich eine dreckige Unterhose. Manche behaupten, es war meine.

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