Man weiß nicht mehr viel über sie

Ihr Kaffee soll legendär gewesen sein. Es gäbe auch andere Gründe, um sich an Mitzi Schnabl zu erinnern.
Barbara Beer

Barbara Beer

Angesichts des oft lieblosen Umgangs mit historischen Gebäuden erstaunt es, dass Wien doch eine Architekturstadt zu sein scheint. Zumindest interessieren sich viele Wiener für das Thema. Vergangenen Samstag war der letzte Tag der MAK-Ausstellung über die Privathäuser, die Architekt Adolf Loos geplant hat. Der Andrang war groß. Man hätte die kleine, feine Schau ruhig länger lassen können. Wer das Glück hatte, sie zu sehen, dem fiel dort vielleicht ein Objekt ins Auge, das nur am Rande mit dem Ausstellungsthema zu tun hatte: Loos’ Reiseschreibtisch.

Viele Jahre hatte das Tischchen Loos’ Haushälterin Mitzi Schnabl gehört. Schnabl war für Loos und seine zweite Frau Elsie Altmann-Loos, seine spätere Nachlassverwalterin, eine enge Vertraute und hütete nach seinem Tod und Elsies Emigration zwanzig Jahre die Loos-Wohnung, die heute dem Wien Museum gehört. In Stadlau besaß Schnabl ein Häuschen, das Loos für sie und ihren Mann Friedl entworfen hatte. Dort soll Mitzi Schnabl, schreibt Altmann-Loos in ihrem Erinnerungen, im Krieg Juden und andere Verfolgte versteckt haben.

Tapfer und bescheiden muss sie gewesen sein, diese Frau. Und doch weiß man wenig über sie. Auf dem Hochzeitsfoto von Adolf Loos und seiner letzten Frau Claire Beck ist auch Mitzi Schnabl zu sehen. Seriös und etwas schüchtern blickt sie in die Kamera. Wie jemand, der die Aufgabe, fotografiert zu werden, sehr ernst nimmt.

Sie soll sich geweigert haben, fremdsprachige Wörter korrekt auszusprechen, denn dies „gehöre sich nicht für Dienstboten.“ Dafür soll sie aus dem „Brillat-Savarin“, dem berühmten französischen Kochbuch, famos gekocht haben. Legendär muss ihr Kaffee gewesen sein. Elsie Altmann-Loos schreibt, dass sie nach der Trennung von Loos noch oft Kaffeetrinken bei Mitzi Schnabl war. „Niemals und nirgendwo habe ich solchen Kaffee getrunken wie den, den Mitzi für mich gemacht hat.“

Wir, die wir nicht das Privileg hatten, Mitzi Schnabl zu kennen, vermuten: Sie hätte sich über dieses Lob sehr gefreut.

Kommentare