Liebe: Alles erledigt in sieben Wochen

"ÜberLeben": Beziehungen, konsumiert wie ein Fastfood-Menü - bis nur noch alte Pommes vor sich hin trocknen.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Mein alter Bekannter G. hat die dritte Trennung in sechs Monaten absolviert und ist jetzt müde.

Die erste Frau war eine gute Freundin, mit der er schon vor zehn Jahren eine Affäre gehabt hatte. Die zweite lernte er über einen Internet-Chat kennen. Und die dritte war eine Zufallsbekanntschaft aus seinem Stammlokal.

Mit der ersten kam er zusammen, „weil es jetzt auch schon wurscht ist“. Mit der zweiten, weil sie so schöne Sätze schreiben konnte. Mit der dritten, weil beiden gerade nichts Besseres einfiel.

Alle drei Beziehungen dauerten genau sieben Wochen und liefen gleich ab. Auf den ersten Kuss folgte umgehend der erste Sex, auf den ersten Sex umgehend das erste „Ich liebe dich“, und darauf umgehend Zusammenziehen plus erster Ikea-Besuch.

Die Leidenschaft war glühend, man ließ die Finger nicht voneinander, schickte einander ständig WhatsApp-Nachrichten, oft sogar von der Küche ins Wohnzimmer, man plante gemeinsame Zukünfte und Urlaube und, wenn schon keine gemeinsamen Kinder, doch zumindest gemeinsame Haustiere (Hunde, Katzen, Minischweine). Man war sich einig, welch außergewöhnliches Glück es bedeutete, dass man einander im vorgerückten Jugendalter doch noch gefunden habe und wie ungewöhnlich gut man zusammenpasse.

Dann kam das erste Mal Sich-miteinander-langweilen,  das erste drückende Schweigen, das erste Mal Sex mit angezogenen Socken, der erste Streit. Dann sagte jemand im Scherz, jetzt haben wir alles durch, jetzt können wir uns trennen auch, und dann war es aus und Schlüssel wurden zurückgetauscht.

So konsumiert man offenbar heute Beziehungen, sage ich zu G. Wie ein Fastfood-Menü. Nach kürzester Zeit bleibt nicht mehr davon übrig, als sieben alte Pommes, die im Fußraum des Autos in der Verpackungsschachtel vor sich hin trocknen.

Von Beziehungen hat G. jetzt einmal so richtig genug, sagt G. Das hindert ihn aber nicht, sich auf Tinder zu registrieren. Sicherheitshalber, sagt G. Man weiß ja nie.
 

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