Lauda - bei einem Ex-Handballer in besten Händen

"Tagebuch": Vielleicht wär’s ein Motivationsschub, wenn Niki Lauda erfährt, was mit fremder Lunge alles möglich ist.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Es war drei vor zwölf. Drei Tage vor dem drohenden Ende. Nur deshalb und nicht wegen seiner Prominenz kam Niki Lauda, 69, beim Warten auf eine Spenderlunge in die Poleposition. Nach sechsstündiger OP nennt Chef-Chirurg Walter Klepetko den Zustand des Patienten sehr zufriedenstellend. Tägliche öffentliche Statements werden aus dem AKH nicht zu hören sein. Es gilt die ärztliche Schweigepflicht.

Nicht verschwiegen zu werden braucht, dass der Wiener Primar einst selbst Wettkampfsportler war; und dass der sechs Jahre ältere Lauda bei einem ehemaligen Handballer in den besten Händen ist.

„Ein talentierter, ambitionierter Bursche“, erinnert sich Handball-Legende Harry Dittert. Unter dessen Regie warf Klepetko für Union Westwien Tore, ehe er sich ganz der Wissenschaft verschrieb. Und 1989 als erster in Österreich eine Lungentransplantation wagte.

Entgegen aller Vorurteile, wonach es Athleten mehr in den Muskeln als in der Birne haben, wurden so manche österreichische Sportler zu anerkannten Medizinern.

Die Judo-Weltmeisterin und Sportlerin des Jahres 1983, Gerda Winklbauer, hat ihre Arzt-Praxis in Stockerau.

Die Gmundener Unfallchirurgin Andrea Mayr wurde 2017 zum siebenten Mal Berglauf-Weltmeisterin. 2016 lief sie den Olympia-Marathon in Rio.

Aus dem Innsbrucker Skisprung-Olympiasieger 1976 wurde der Kärntner Arzt Karl Schnabl.

Ronald Koppelent (von 1974 an vier Mal Eiskunstlaufmeister en suite ) und der fünffache einstige Kraulstaatsmeister Professor Gerold Holzer gelten als Koryphäen auf dem Fachgebiet der Orthopädie.

Der ehemalige Ruder-Weltmeister Christoph Schmölzer fühlt als doppelter Doktor auch Ex- Kollegen auf den Zahn und kümmert sich darüber hinaus darum, dass Sportler ohne Berufsabschluss im Leben nach der Karriere nicht untergehen.

Ob Kieferspezialist Schmölzer, Internist Günther Wawrowsky (der ehemalige U-21-Fußballauswahltormann des ÖFB war zwischenzeitlich Vize-Präsident der Ärztekammer) oder Klepetko – sie alle trainieren auch jetzt noch im höheren Alter. Sie alle nennen Bewegung die beste Medizin.

Der topfitte Topchirurg Klepetko ging mit gutem Beispiel voran und – im Juni 2017 mit 10 Lungenimplantierten auf den höchsten Berg Afrikas. Zwei schafften es immerhin bis 4000 Meter Höhe. Acht erreichten gar das Gipfelkreuz in 5895 Meter.

Vielleicht sollte der Fotobeweis Lauda nach dessen Überstellung auf die Normalstation in einigen Wochen gezeigt werden. Vielleicht wär’s ein Motivationsschub, wenn Niki Lauda erfährt, was mit fremder Lunge alles möglich ist. Es muss ja nicht gleich der Kilimandscharo sein. 

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