Klo mit Schrankraum

"ÜberLeben": Abschied von einer Wohnung.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Wir sitzen auf dem Boden von K.’s Wohnung und essen eine Pizza, mit den Händen aus dem Karton. Dazu gibt es Sekt, den wir direkt aus der Flasche trinken. Anders geht es nicht, die Wohnung ist nämlich vollkommen leer. K.’s Wohnung ist auch nur noch neun Stunden ihre Wohnung, dann kommt der Vermieter und holt die Schlüssel.

Ich habe diese Wohnung erst im September kennengelernt und mich vom ersten Tag (genauer genommen war es eine Nacht, voll von Wein, Musik und Leben) in ihr wohlgefühlt. Die Wohnung hatte einen hellen Charakter, sie war freundlich und ausgesprochen hübsch – so wie ihre Besitzerin.

Wir haben hier viel gelacht. Etwa, als ich in der Nacht auf dem Weg zur Toilette  falsch abbog und im Schrankraum landete statt auf dem Klo. Oder (ich hatte ein Küchenkastl irgendwie „falsch“ geöffnet) als mir der Inhalt einer ganzen Packung Spaghetti über den Kopf rieselte. Oder als K. extra von ihrem Arbeitsplatz nach Hause fuhr, um mir den Fernseher aufzudrehen – ich Technikgenie war mit der Fernbedienung überfordert gewesen.

Überhaupt, die Technik – die war in dieser Wohnung anspruchsvoll. Im Badezimmer gab es einen zweigeteilten Kippschalter, der entweder das Licht oder die Lüftung einschaltete. Ich erwischte immer die Lüftung (die sich aus irgendeinem Grund nicht mehr abdrehen ließ). K. klebte mir schließlich einen gelben Zettel mit der Aufschrift „NICHT!!!“ auf den Lüftungsschalter.

Am meisten musste K. jedoch lachen, als ich sie bat, mir einen Kaffee zu machen. K. erfüllte mir die Bitte, stellte mir einen Espresso auf den Tisch (was ich jedoch nicht bemerkte) und danach ein Glas für das Spülwasser unter die Kaffeemaschine. Ich stand auf, trank das Spülwasser – und (ich trinke nur alle paar Jahre einmal Kaffee) lobte die Qualität des Getränks.

Dann wurde K. über Nacht der Mietvertrag gekündigt, jetzt zieht sie zu mir, und das finde ich gut.

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