Lost in Vienna: Oma ist ein Fan von Klaus Eckel
Als ich am Gürtel bei meinem Trekkingbike nach hinten blickte, war meine Radtasche weg. Sofort stieg in mir Panik auf. Wo habe ich sie verloren? Beim Anker? Beim Ströck? Beim Mann? (Es gibt Tage, da radle ich wirklich von Zimtschnecke zu Marillengolatsche.) In der Radtasche befanden sich Wohnungsschlüssel und meine Brieftasche. Der Angstschweiß im Nacken wurde von hoffnungsvollem Durchatmen abgelöst. An beiden Gegenständen hängt dieser runde Metallspion namens Apple AirTag.
Mein Handy zeigt mir auf der Karte sofort die GPS-Punkte an – doch Schlüssel und Brieftasche bewegten sich in unterschiedliche Richtungen! Mein Gehirn lieferte mir sofort die Erklärung: „Organisierte Kriminalität – die zwei Diebe teilen sich die Beute auf!“ Ich raste mit dem Fahrrad dem einen Punkt hinterher. Nach zwanzig Minuten stand ich – vor der Kulisse, dem Kabarettlokal im 17. Bezirk.
Klaus Eckel findet die Tasche wieder
Die Erklärung: Meine Radtasche fanden zwei Schwestern, diese durchsuchten sie und fanden meinen Führerschein. Eine von ihnen kannte mich, mit der schmerzvollen Begründung: „Unsere Oma ist ein Fan von Ihnen.“ Seufzend ergänzte sie noch: „Schade, dass nie der Paul Pizzera seine Radtasche verliert.“ Lächelnd ertrug ich ihre Marktwerteinschätzung, immerhin präsentierte mir diese junge Frau gerade Radtasche und Schlüssel und brachte beides vorher zu einer Veranstalterin. „Doch wo ist meine Brieftasche?“, fragte ich nach. Sie werden nicht glauben, welche Antwort ich erhielt: „Die bringt meine Schwester gerade zur Oma – die würde Sie so gerne einmal kennenlernen.“
Ich saß dann kurze Zeit später mit Zimtschnecken in der Wohnung einer 83-jährigen, liebenswürdigen Dame. Nach zwei weiteren Stunden stellte sich heraus, dass die Oma gar kein Fan von mir ist, sondern von Otto Jaus. Unser Kaffeekränzchen endete dann tatsächlich mit dem bereits mir bekannten Satz: „Leider verliert der nie seine Radtasche.“
Der Autor ist österreichischer Kabarettist und Buchautor. Klaus Eckel – Termine 2025 auf globe.wien
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