Jungfrau-Schnee

Einmal geht's noch: Sprachpannen-Rückblick, die Dritte.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Eine dritte und letzte Folge des Sprachpannen-Rückblicks aufs abgelaufene Jahr geht sich noch aus.

Unsere Leserin Heidi P. fand auf Speisekarten das „Schweinsbristol“ (Wien), die „Kackklöße“ (Gran Canaria) und die „Fried Aborigines“ (Griechenland). Apropos kulinarische Genüsse: Sarah Wiener verriet dem KURIER, sie würde gerne in Georgien „eine hausgemachte Hochzeitstafel verspeisen“. Und noch ein dazu passendes Zitat: Ebenfalls im KURIER meinte ein Wirtschaftssprecher: „EPU heißt halt oft, mit der Hand im Mund leben.“ All das kann einem schwer im Magen liegen.

Die Zeitung Heute schreibt über Veränderungen im Wohnungsmarkt: „Wer seine eigenen vier Hände für touristische Zwecke vermietet, verstößt gegen die Covid-Maßnahmenverordnung.“ Im schlimmsten Fall kommt dann die Polizei, und die ist immer besser ausgebildet: ORF Online schrieb „Frau mit Messer von Polizei erschossen“, und der KURIER meldete „Polizisten erschießen Mann mit Schwert“.

ORF Online schrieb auch über Bildungsfragen und formulierte dabei das schöne Wort „Volksschuldkinder“ – die Volksschuld, offenbar eine moderne Form der Erbsünde.

Über brutale Vorgänge berichtete Ö1: „Die Formel-1-Piloten werden vom Bundesheer zur Strecke gebracht.“ Die Armen!

„Im Zuge der Ermittlungen waren bereits Dutzende Häuser in Rumänien sowie vier Verdächtige festgenommen worden“, verriet ORF Online. Blieben die Häuser in Haft?

Unser Leser Erwin Z. hat uns geschrieben und von seiner Freundin erzählt. Sie hat Germanistik studiert, aber eine andere Muttersprache und pflegt, wie Erwin Z.  sagt, einen sehr kreativen Umgang mit Deutsch. Der Deckel einer Dose ist für sie ein „Dach“, Neuschnee ist „Jungfrau-Schnee“, und wenn jemand weint, sagt sie, er „tränt“. Ehrlich, klingt das nicht wunderschön!
In diesem Sinne hoffen wir für 2021 auf fehlerfreie Berichte  – aber nicht ZU fehlerfrei. Ab und zu wollen wir auch etwas zum Lächeln haben.

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