In der Schlange

Warten ist der neue Sport.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

In Österreich, dem Land, wo das mächtigste Zauberwort nicht „Simsalabim“ lautet, sondern „Zweite Kassa!“, ist ein neues Phänomen zu beobachten: Man stellt sich geduldig an. Die Warteschlange hat den Babyelefanten  als Wappentier abgelöst.

Interessant ist dabei der psychologische Faktor: Je länger man wartet, umso weniger will man das Warten abbrechen. Man kennt das  auch aus dem Beziehungsleben oder vom Autofahren: Man ist  irgendwann falsch abgebogen, fährt aber weiter, weil man sich nicht sicher ist. Und je länger man weiterfährt, umso weniger ist man bereit, umzudrehen – die investierte Zeit darf nicht umsonst gewesen sein.

Warten ist an sich keine besonders prickelnde Beschäftigung – aber womöglich interessanter, als zu Hause herumzusitzen.  Warten ist der neue Sport.

Und wer nicht warten will, der kann die Wartenden fotografieren, die Bilder ins Netz stellen und sich über die Wartenden aufregen. So haben alle etwas davon.

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