Im Ski-Weltcup ist der Bär los

Vielleicht täte es dem Sport aus erzieherischen Gründen gut, würde sich überhaupt kein seriöser Austragungsort finden.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

„Home of Grizzly“ steht auf Tafeln, die dem vom Trans-Canada-Highway Richtung Lake Louise abbiegende Autofahrer signalisieren, dass er sich im Land der Bären befindet. Glücklicherweise halten die schon Winterschlaf, wenn dort für die Abfahrer am Wochenende der Weltcup beginnt.

Raubkatzen freilich können selbst im Winter gefährlich wach und bissig sein. Weshalb vom Jogging in der Abenddämmerung am zugefrorenen Lake Louise abzuraten ist. Aber die Abfahrer ziehen ohnehin ein Ergometer-Strampeln vor, seit dies Hermann Maier eingeführt hat.

Zum ersten und zugleich einzigen Mal in der Saison schwitzen, essen und schlafen die Rennläufer aller Teams unter einem einzigen (riesigen) Hoteldach. Zum 20. Mal macht der Speed-Weltcup in Lake Louise Station. Zum fünften Mal wurde Lake Louise soeben zum schönsten Ski-Gebiet Kanadas gewählt. Marcel Hirscher aber hat und wird es nie als Rennläufer sehen.

Naturliebhaber wie der oberösterreichische FIS-Weltcupdirektor und Ex-Abfahrtsweltmeister Hannes Trinkl, dem es nie kalt genug sein kann, empfinden Lake Louise als Paradies. Partytigern fällt im Anti-Kitzbühel die Decke auf den Kopf.

Die Zuschauerzahl wird bei beiden Rennen (Samstag Abfahrt, Sonntag Super-G) zusammengezählt kaum höher als bei einem Regionalliga-Kick sein. Immerhin funktionieren TV-Übertragungen. Auch per Handy kann kommuniziert werden. Jahrelang wehrten sich Umweltschützer. 180 Kilometer von Calgary entfernt riss der Kontakt ab.

Die Gefahr, dass in Lake Louise einmal Olympia-Rummel ausbricht, ist seit Wochenbeginn gebannt. Nach den Bürgern der Provinz Alberta stimmte auch Calgarys Stadtrat gegen eine Olympia-Bewerbung für 2026.

Schon München, Sion, Graubünden, Oslo, Innsbruck und Graz hatten Olympia eine Absage erteilt. Vielleicht täte es dem Sport aus erzieherischen Gründen einmal gut, meint Bayerns Slalomstar Felix Neureuther, würde sich überhaupt kein seriöser Austragungsort finden. Dann wäre bei den geldgierigen Olympia-Herren vom IOC der Bär los.wolfgang.winheim

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