Hut ab vor Melzer

"Anstoß": Melzer hat in zwanzig Profijahren oft okay gespielt und fast immer schlau.
Philipp Albrechtsberger

Philipp Albrechtsberger

Tennis ist brutal. Ein Duell, 50:50. Doch Außenseiter gewinnen selten, viel seltener als in Mannschaftssportarten. Überraschungen passieren nicht jeden Tag. Einer, der diese Mechanismen kennt, ist Jürgen Melzer. Seinen montäglichen Coup, den einige als Märchengeschichte erzählen wollten, ordnete der 37-Jährige wie folgt ein: „Ich finde, dass man die Kirche im Dorf lassen soll. Ich habe okay gespielt, schlau serviert. Aber ich habe es gut ausgenützt, dass er viele Fehler macht.“

Melzer hat in zwanzig Profijahren oft okay gespielt und fast immer schlau. Der Allrounder war sowohl im Einzel als auch im Doppel unter den besten zehn der Welt, obwohl das viele Experten in einer spezialisierten Tenniswelt nicht mehr für möglich gehalten haben; der Daviscup-Rekordspieler war für Österreichs Team stets da - auch in jenen Zeiten, als es weder Ruhm noch Reichtum zu ernten gab, sondern im schlimmsten Fall nur Häme.  

Dass es bei Melzer dennoch nicht zum ganz großen Hype gereicht hat, mag auch daran liegen, dass der Anfang seiner Karriere mit dem Ende der Laufbahn von Thomas Muster zusammenfiel (1999). Große Fußstapfen. Dennoch großer Sport.

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