Höchststrafe statt Stallorder

"Tagebuch": Ging es nach Leipzigs Trainersportdirektor sollte es zum Bullen-Derby frühestens im Finale im Mai kommen.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Für die Bild-Zeitung sind die Salzburger nach ihrem elften erfolglosen Anlauf auf die Champions League die „Lachnummer Europas“.

Die Süddeutsche Zeitung schrieb vom „Sisyphus des Weltfußballs“. Zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissend, dass die Dosen-Profis auch in der Europa-League Groteskes garantieren werden.

Schon zum Europa-League- Auftakt prallen Red Bull Leipzig, pardon Rasenballsport Leipzig, und RB Salzburg, pardon FC Salzburg, aufeinander.

Das Los wird je nach Sichtweise als „Albtraum für Fußballnostalgiker“ (Bild), als Höchststrafe für Red Bulls Fußballimperium oder von Leuten, die das Stadiongras wachsen hören, als (mit UEFA-Hilfe manipulierter) schlauer Werbegag interpretiert. Alles Bullshit.

Den deutschen Fußballoberlehrer Ralf Rangnick, der drei Jahre lang ohne Rücksicht auf Salzburger Sentimentalitäten für eine Kompetenzverteilung zugunsten Leipzigs sorgte, begeistert es wenig, wenn die Konzernkicker schon am 20. September gegenseitig ihre Schienbeinschützer testen.

Ging es nach Leipzigs Trainersportdirektor, sollte es zum Bullen-Derby frühestens im Finale im Mai kommen. Der kleine (aber feine) Salzburg-Anhang wiederum hat es satt, wenn sein Lieblingsteam nur als bessere Reserve und Selbstbedienungsladen für Leipzig betrachtet wird. Die Spieler brennen darauf, es denen da oben in Leipzig zu zeigen. Auch darf nicht vergessen werden: Leipzig muss froh sein, mit Glück (Siegestor gegen Luhansk erst per Elfer in Minute 90) die Europa League erreicht zu haben. Die Salzburger indes werden gehänselt, weil sie als Europa-League-Semifinalist wieder nur in der Europa League spielen dürfen.

Stallorder wird’s im Bullen-Derby sicher keine geben. So eine funktionierte übrigens schon einmal auf nationaler Ebene nicht. In der Austria-Ära von Frank Stronach. Als vom Kooperationspartner Untersiebenbrunn erwartet wurde, dass dieser der teuren Austria-Legionärself den Cup-Aufstieg nicht erschwert.

Beim Marchfelder Außenseiter scherte man sich im März 2002 den Teufel um die Strategien des Stronach-Befehlsempfängers Peter Svetits. Markus „Magic“ Aigner, ein unausrechenbarer gebürtiger Bayer, spielte die Austrianer schwindlig. Der Austria-Satellitenklub warf die Austria mit einem 3:2 in Wien-Favoriten aus dem Cup.

Heute verstärkt der einstigen Violetten-Schreck Aigner, ganz in orange, die Wiener Müllabfuhr. Bei Untersiebenbrunn indes wurde Mist gebaut. Obwohl dort u. a. Peter Stöger und Roman Mählich ihre Spielerkarriere ausklingen ließen.

Dem SC Untersiebenbrunn erging’s so wie in der Politik dem Team Stronach. Der Viertelfinalist von 2002 wurde aufgelöst.wolfgang.winheim

Kommentare