Im Trüben fischen

Alle fordern "Klarheit". Allerdings wollen viele die Klarheit dann doch nicht, wenn ihnen klar wird, was sie bedeutet.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Alle wünschen sich Klarheit. Aber keiner will sie. Oder wenn, dann bitte eine andere Klarheit. Man brauche eben "Planungssicherheit", argumentiert etwa die Hotellerie. Das ist verständlich, auch wenn der Ruf nach Sicherheit in stürmischen Zeiten möglicherweise irgendwo zwischen vierter und fünfter Welle untergehen wird.

Aber einmal angenommen, die Politik käme dem Wunsch nach Klarheit nach, und die klare Regel lautete dann zum Beispiel: "Hotelgäste müssen vollständig geimpft oder maximal sechs Monate genesen sein." Die Hotellerie würde entgegen: "Das ist unklar. Welche Vakzine sollen gelten? Und was ist mit Genesenen, die auch nach zehn Monaten noch ausreichend Antikörper haben?" Die Politik könnte vielleicht erwidern: "Es gelten ausschließlich die von der EMA zugelassenen Vakzine. Und es bleibt bei sechs Monaten." Diese Klarheit wäre dann nicht jene, die sich ein Großteil der Tourismusbranche gewünscht hat.

Wer im Trüben fischt, sehnt sich logischerweise nach Klarheit, ist aber mitunter enttäuscht, was er sieht, wenn das Wasser klar wird und die Fische erst recht nicht anbeißen.

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