Geringe Durchmathematisierung

Während einer Pandemie wären rudimentäre Rechenkenntnisse in der Bevölkerung von Vorteil.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Jetzt rächt sich die geringe Durchmathematisierungsrate. Einst lachte man, wenn der Ö3-Mikromann erwachsene Menschen auf der Straße fragte: „Wieviel ist 32 dividiert durch 8?“ und die Antwort lautete: „Puuuuhhhhh, da fragen’s mi jetzt z’schnell!“ Eh lustig. Aber während einer Pandemie wären rudimentäre Rechenkenntnisse von Vorteil.

Lange hat man auf das „sinnerfassende Lesen“ gesetzt, das sinnerfassende Rechnen ist dabei in den Hintergrund gerückt. Menschen, die nun Schlagzeilen sinnerfassend lesen können, jedoch nicht das Kleingedruckte darunter, die lesen dieser Tage: "Fast ein Viertel der Intensivpatienten geimpft" – und schließen daraus, völlig mathematikbefreit: „Impfen schützt doch nicht.“

Sie bedenken dabei nicht, dass die Zahl der geimpften Österreicher deutlich höher als jene der ungeimpften ist. Das heißt: Die Größenordnung „fast ein Viertel“ (gemeint waren 24,3 Prozent) ist irrelevant, wenn man die jeweilige aktuelle Grundmenge an Geimpften und Ungeimpften nicht einbezieht.

Überspitzt formuliert: Dass Andorra weniger Coronafälle als Amerika hat, liegt nicht an der guten Luft, sondern an der Einwohnerzahl. Bezogen auf unser Beispiel mit den Intensivpatienten heißt das: 16 % Geimpfte und 84 % Ungeimpfte. Aber wer liest schon das Kleingedruckte bis hierher?

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