Frisur mit der Nagelschere

"ÜberLeben": Mein schwieriges Verhältnis zur Mode und zum "Corona-Chic".
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Ich muss ja gestehen, dass ich mich für Mode nicht interessiere. Diese Kolumne wurde in Jogginghose und T-Shirt geschrieben. Wenn ich aus dem Haus gehe, trage ich Jeans und einen Pullover. Muss ich aus beruflichen Gründen ins Theater, ziehe ich noch ein Sakko über. Damit ist meine Kompetenz in Sachen Mode vollinhaltlich erklärt.

Vor fünf Jahren kaufte ich mir einen Anzug, ich habe ihn nie getragen, unlängst habe ich ihn weggeworfen, denn er war von Motten zerfressen. Vor einem Jahr hat meine Freundin mir zwei Slimfit-Sakkos besorgt. Ich sah darin aus wie Gernot Blümel, was mir nicht gefiel. Ich habe die Sakkos nie wieder angezogen – ich mag keine beengende Kleidung. Mein Gewand muss um mindestens zwei Nummern zu groß sein, damit ich mich in ihm nicht unwohl fühle.

Jetzt habe ich im KURIER etwas über Frisurentrends gelesen. Die Idee einer Frisur ist im Zusammenhang mit mir besonders sinnlos – meine Haare stehen kreuz und quer durch die Gegend. Einer meiner besten Freunde ist Friseur, aber das sieht man nicht. Er schneidet und schnippelt an meinen Haaren herum, aber danach sehe ich nicht anders aus als davor. Einmal war ich bei einem sogenannten „Starfriseur“. Er hat mich angeschaut, gemeint, meine Haare seien perfekt, und mich anschließend aus seinem Laden geschmissen.

Im KURIER stand, der neue Frisurentrend sei der „Corona-Chic“. Die besten Friseure der Welt würden jetzt versuchen, Frisuren so aussehen zu lassen, als habe man sie mit der Papierschere selbst geschnitten. (Das ergibt wenig Sinn: Da könnte man doch gleich das Geld sparen und sich die Haare mit der Papierschere selbst schneiden.)

Aber erstmals in der Geschichte der Frisuren bin ich damit ein Trendsetter: Schon vor 40 Jahren schnitt mir meine Mutter, weil ich mich weigerte, zum Friseur zu gehen, die Haare mit einer Nagelschere. Und genauso sehe ich auch noch heute aus.
 

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