Fremdgehen mit sich selbst

Zwei aktuelle Umfragen zum Thema Pandemie und Fremdgehen ergaben Befremdliches. Zum Beispiel: Seitensprünge als Impfgrund.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Im Homeoffice bewältigt man den Weg vom Bett ins Büro und weiter zum Mittagstisch ohne Verkehrsmittel; wenn’s eilig ist, sogar im Pyjama. Das senkt auf Dauer die Verkehrsfrequenz in Beziehungen und führt zu erhöhtem Datingverkehr auf Seitensprungportalen.

Zwei Umfragen zum Fremdgehen ergaben jetzt Befremdliches. 31 % der Befragten einer solchen Seitensprungplattform gaben ihre Affären als Impfgrund an. Man wolle verantwortungsvoll fremdgehen, hieß es. Da könnte man ja eine maßgeschneiderte Zielgruppen-Impfkampagne starten: „Vollimmunisiert fremdgehen aus Sorge um Ihre Liebsten.“

Und dann ist da noch die Erkenntnis, dass der Hauptgrund für Untreue nicht Sex ist, sondern eher geringer Selbstwert und der Wunsch, sich dabei selbst zu finden.

Wer sich also durch die Pandemie zu einem Menschen entwickelt hat, den er im Spiegel kaum noch erkennt, könnte diese Entfremdung nutzen, um erst einmal mit sich selbst fremdzugehen und neu Bekanntschaft zu schließen.

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