
Veas Kolumne: Wenn sich Erwachsene unterhalten
Was Kinder dürfen, was sie lernen sollen – und warum gut gemeinte Erziehungsratschläge von Fremden manchmal gefährlich sein können.
Grundsätzlich ist es gut, wenn man in einer Welt, die von auf Bildschirme starrenden Smartphone-Zombies bevölkert ist, mit Menschen ins Gespräch kommt. Leider jedoch passiert plötzlicher Fremd-Kontakt oft in Situationen, in denen man nicht dafür bereit ist.
Zum Beispiel als ich neulich verzweifelt und mit zwei quengeligen Kleinkindern an der Hand in der Straßenbahn stand. Es war Freitag, ich musste DRINGEND diese Kolumne schreiben, doch meine Kinder konnten wegen spontanen Personalmangels nicht im Kindergarten betreut werden. Fieberhaft überlegte ich, wie ich Nachwuchs und Abgabetermin vereinbaren sollte, als mich eine Dame fragte: „Wie alt sind denn Ihre Kinder?“ Ich setzte zu einer Antwort an, mein Sohn fiel mir ins Wort und klärte die Dame über sein Alter und das des Brüderchens auf.
Ich war stolz, wie gut er das hinbekommen hatte, doch die Dame schnauzte mich an: „Sie müssen Ihren Kindern beibringen, das Gespräch Erwachsener nicht zu unterbrechen!“ Im Sternzeichen bin ich Schütze und im Aszendent „goschert“, aber an diesem Tag war ich so überfordert, dass ich widerspruchslos nickte. Abends erzählte ich meiner Mutter von dieser Begebenheit und fragte, ob auch sie fände, dass ich meine Kinder strenger erziehen müsse.
Meine Mutter berichtete mir von einer ihrer Oma-Freundinnen. Diese stürzte beim Spielen mit ihrem Enkel so unglücklich, dass sie vor Schmerzen nicht mehr aufstehen konnte. Sie schickte den Enkel los, um seine Mama zu holen, die mit der Nachbarin plauderte.
Sofort rannte das Kind hinaus: „Mama, Mama!“, schrie er, doch seine Mutter ließ ihn nicht sprechen: „Die Erwachsenen unterhalten sich!“, woraufhin das brave Kind sein Anliegen zurückhielt, bis es zehn Minuten später das Wort erteilt bekam. Tja, die „richtige“ Kindererziehung ist halt komplizierter als man in der Straßenbahn glauben mag.
Weitere Infos:
www.veakaiser.de
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