Vea Kaiser.

Veas Kolumne: Wenn Kinder Jobs erklären

Von schrägen Berufsbildern, fehlenden Bildern in Büchern und warum Mama angeblich in St. Pölten kuschelt.

Was ihr Vater (ein Urologe) beruflich macht, verstanden unsere Söhne schnell. Dieses Wissen führte zu schrägen Situationen, zum Beispiel, als Bambino I einer Urlaubsvertretung im Kindergarten erklärte, sein Papa schaue sich den ganzen Tag „Spatzis“ an, woraufhin einer seiner Freunde hinzufügte: „Meines hat er auch schon gesehen!“ 

Ihnen zu vermitteln, was eine Schriftstellerin macht, war etwas schwieriger. Dass jemand die Geschichten, die sie lieben, erfinden muss, verstehen sie. Doch dass die Bücher, die ihre Mutter schreibt, keine Bilder enthalten, führte bei ihnen zu großer Skepsis gegenüber meiner Professionalität.

Ich fürchte, seit ich darin versagt habe, das gewünschte, von einem Dinosaurier gelenkte Feuerwehrauto mit extra großem Kran zu zeichnen, halten sie mich für eine eher lausige Vertreterin meiner Zunft. Am 9.10. erscheint nicht nur mein erster Roman seit beider Geburt, sondern in St. Pölten findet auch die Auftaktlesung meiner Tour statt. Nun versuche ich ihnen zu erklären, warum ich regelmäßig abends weg sein werde. 

„Ich muss den Leuten aus meinem Buch vorlesen!“ Das leuchtete ihnen ein – immerhin gibt es ja keine Bilder. Doch dann dachte mein Sohn über das Setting nach: „Kuschelst du dich zu den Leuten ins Bett?“ „Nein, das mach ich nur bei euch“, erklärte ich, woraufhin er nüchtern antwortete: „Aber wenn du vorliest, macht das müde! Leg dich besser zu den Leuten ins Bett!“ Ich versprach, darüber nachzudenken und entschied: Vier- und Zweijährige müssen nicht verstehen, was genau die Eltern beruflich tun.

Es reicht, wenn sie die Berufsbezeichnungen aussprechen können – und nicht überall erzählen, dass sich der Papa nackte Menschen anschaut und die Mama sich zu ganz St. Pölten ins Bettchen legt.

vea.kaiser@kurier.at 

Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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