Vea Kaiser.

Veas Kolumne: Warum der wahre Stress nach dem Urlaub beginnt

Warum die Rückkehr aus dem Urlaub oft anstrengender ist als die Reise selbst.

Bevor wir nach Süditalien flogen, wuselte ich einen Tag lang durch unser Haus, um Bekleidung und Ausrüstung für vier Menschen und ein halbes Spielzeuggeschäft in zwei Koffern unterzubringen. Währenddessen dachte ich: Es gibt nichts Schlimmeres, als mit der Familie auf eine längere Reise aufzubrechen. 

Mittlerweile sind wir zurück und ich habe gelernt: Es gibt nichts Schlimmeres, als mit Familie von einer längeren Reise zurückzukehren. Der Dottore Amore zittert wie Espenlaub, weil ihm seit unserer Landung in Schwechat bitterkalt ist. Am liebsten würde er seine Freizeit im Bett verbringen, unter der festen Überzeugung, bald schwer krank zu werden – obwohl weder Rotz noch Husten bisher gesichtet wurden.

Mein großer Sohn meidet den Sehnsuchtsort seines Vaters. Ihm gefiel es, bis kurz vor Mitternacht auf der Piazza herumzulaufen, morgens auszuschlafen und nach dem Mittagessen Siesta zu halten. Nun versucht er, dieses Dolce-Vita-Programm in Wien durchzusetzen – allerdings mit Sitzstreiks und gebrülltem „Nein, ich geh nicht schlafen!“, was die Piazza-Romantik sofort zerstört.

Der Kleine wiederum scheint sich nach der offenherzigen Art der Süditaliener gegenüber Kindern zu sehnen. In der Straßenbahn schaut er alle Passanten auffordernd an, als warte er darauf, dass sie ihm über den Kopf streicheln. Bis ihn ein maximal grantiger Pensionist anbrüllte: „Hab i was im G’sicht?“ Man könnte meinen, der einzige Trost sei, dass Urlaub wiederkommt. 

Doch während ich an Wäschebergen verzweifle, die sich – während ich kurz etwas Büroarbeit erledigte – schon wieder auf magische Weise vermehrt haben, tröstet mich eigentlich etwas sehr viel Schöneres: Bis zum nächsten Sommerurlaub dauert es noch sehr, sehr, sehr lang.

vea.kaiser@kurier.at 

Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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