Vea Kaiser.

Veas Kolumne: Superheldenpartys und alte Kindheitswunden

Kindergeburtstage feiern kann wundervoll – oder tief traumatisch sein. Über Party-Desasters, Superheldenpartys und Schlagobers.

Das Gemeine an der Elternschaft ist, dass sie einen zwangsläufig mit allen unaufgearbeiteten Kindheitstraumata konfrontiert. Als Fast-Christkind hatte ich nie Kindergeburtstagsfeiern. Selbst erwachsen verstehe ich meine Eltern – nur Masochisten laden kurz vor Weihnachten eine Horde Kinder in eine kleine Wohnung. Damals litt ich.

Einmal organisierten meine Eltern eine Party im Sommer. Das Mädchen, mit dem ich regelmäßig gezwungen wurde zu spielen, obwohl es mich offensichtlich hasste, verhöhnte mich: „Was für eine blöde Party! Du hast ja gar nicht Geburtstag!“ 

Schließlich übergab ich mich vor Verzweiflung in den Schlagobers für die Torte. Seither kann ich kein Obers mehr essen, nicht einmal hinschauen, wenn jemand eines löffelt. Vor einem halben Jahr kam mein Sohn aus dem Kindergarten und verkündete: „Heuer wünsche ich mir eine Superheldenparty!“ Nichts ist ihm seither wichtiger! 

Mag er jemanden, lädt er ihn ein; ärgert er sich, verkündet er: „Du darfst nicht auf meine Party kommen!“ Soziale Beziehungen werden bei uns derzeit über die Gästeliste geregelt. Je näher der Tag rückt, desto größer mein Unwohlsein. Manchmal hoffe ich, er ärgert sich genug über mich, um mich auszuladen – doch er weiß, dass ich ihm das Ding veranstalten muss. Und das will ich auch! Liebende Eltern lechzen danach, ihren Kindern zu ermöglichen, was sie selbst entbehrten. 

Aber was soll eine Superheldengeburtstagsparty sein? Ich wandle auf unbekanntem Terrain, will nichts falsch machen, habe allerdings kaum Erfahrungswerte! Mein Sohn: „Eine Superheldengeburtstagsparty ist eine Geburtstagsparty mit Superhelden.“ Hoffentlich zählt er es zum Superheldentum, wenn sich Mutter dem Trauma „Geburtstagsparty“ stellt – mit Deko, Einladungen, Torte und allem drum und dran. 
Nur eines wird es nicht geben: Schlagobers. So heldenhaft bin ich dann doch nicht.

vea.kaiser@kurier.at 

Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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