Fabelhafte Welt: Selbst 2020 war nicht alles schlecht
Es war einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit, da beschwerten sich die Menschen bei abnehmenden Temperaturen darüber, dass die Temperaturen abnehmen. Als es 2020 kälter wurde, vernahm ich hingegen nur einen Satz: „Ich kann es kaum erwarten, dass dieses Jahr endlich vorbei ist.“ So, das hätten wir hiermit geschafft.
Ich muss gestehen, ich hab gestern um Mitternacht auch ausgeatmet, anstatt wie früher die Luft anzuhalten in der Erwartung, dass nun etwas Aufregendes passieren wird. (Und auch so nüchtern war ich noch nie.) Möge 2021 zur Abwechslung nun nichts passieren – nichts Schlimmes zumindest. Wahrscheinlich wurden noch nie in der jüngeren Geschichte so viele Hoffnungen in ein Jahr gelegt wie in dieses. Ich hoffe, das neue Jahr fühlt sich nicht unter Druck gesetzt, sondern weiß, dass es durch die Fehlleistungen seines Vorgängers in der optimalen Position ist, uns alle zu beglücken.
Und ein paar Dinge könnten auch beibehalten werden, denn selbst 2020 war nicht alles schlecht: zum Beispiel das Bewusstsein für die wichtige Leistung von Systemerhaltern, die Abschaffung des Buffets, häufiges Händewaschen, Vermeiden von Massenaufläufen in Einkaufszentren und Geschäften, sanfter Tourismus, geordnetes Anstellen (mit minimalen Abständen anstatt Einkaufswagen-in-des-Vordermanns-Popo), die Möglichkeit, gelegentlich auch zuhause zu arbeiten statt im Großraumbüro, und: viel lesen!
Wenn wir zudem alle wieder etwas netter miteinander umgehen, mehr Empathie für die anderen aufbringen, sich die Wirtschaft erholt, das Gesundheitspersonal ausschläft, die jungen Leute ihre Jugend zurückbekommen und vor allem die Unsitte eingestellt wird, das Verhalten der Nachbarn oder von Passanten zu überwachen, dann wäre das doch ein guter Anfang. Wie gesagt, 2021, wir haben Hoffnung, bitte sei lieb zu uns. Und BITTE sind wir wieder lieb zueinander!
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