Es war ein großer, wunderbarer Sommer

ÜberLeben: Ein letztes Mal Beachvolleyball, bevor wir für den Herbst bereit sind.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Ein letztes Mal Beachvolleyball, bevor wir bereit sind, den Sommer gehen zu lassen. Eh ziemlich spät, Ende Oktober.  Der Sand ist schon so kalt, dass wir Socken tragen, einer hat sogar die Schuhe seines Tauchanzugs mitgebracht, aber die Sonne kommt heraus und frisst den Nebel weg, und nach dem Match haben wir rote Nasen vom Sonnenbrand.

Man merkt, wir sind nicht mehr ganz auf Betriebstemperatur. Anders als sonst trinken wir nicht nach dem ersten Satz einen Radler, sondern schon vorher, und es fällt uns schwer, das Blödeln abzubrechen und mit dem Spiel zu beginnen. Sogar der Nachbar, der sonst immer gegen unser Spielen protestiert, indem er einen kubanischen Politradiosender auf Superlautstärke abspielt, ist diesmal zu müde, um sich über uns zu ärgern. Wir sind auch wirklich leise, K., die freche Laus, ruft diesmal kein einziges Mal „I bin so a Kuah!“, wenn sie in elegantem Hechtsprung den Ball knapp verfehlt.

T., meine Schwester, vergisst diesmal ganz darauf, sich selbst durch Ehrgeiz so nervös zu machen, dass sie keinen Ball mehr trifft. T. schlägt kühl und hart auf mich auf, weil sie weiß, dass das sichere Punkte sind. Ich revanchiere mich, indem ich das gleiche tue – Aufschlagen ist das einzige, was ich gut kann – und M., unser gutmütiger Volleyball-Freund, meint trocken: „Na, das Familienweihnachten könnt ihr vergessen.“ A., der sonst immer schummelt, indem er die Linie mit dem Fuß verschiebt, gibt diesmal sogar freimütig zu, dass er das Netz berührt hat. Und B., der charmante Ehrgeizler, spielt freiwillig mit mir, obwohl er weiß, dass damit eine Niederlage sicher ist.

Nach dem Spiel trinken wir noch einen Radler, reden wenig und schauen zufrieden in die Sonne. Es war ein großer, wunderbarer Sommer. Es soll uns nie schlechter gehen.

 

 

Die KURIER-Kolumnisten Guido Tartarotti und Birgit Braunrath sind mit ihrem Kabarettprogramm „Glücklich geschieden“ am 13. 11. in Schwechat und am 15. 11. in der Kulisse Wien zu sehen.

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