Erstmals Walzer: ein unterhaltsames Desaster

"ÜberLeben": Silvester einmal anders.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Voriges Jahr lud mich eine tolle Frau zu einer Silvesterparty ein. Ich kam pünktlich und stellte fest, dass ich der einzige Gast war. Die Party dauerte zwei Monate und endete dann ein wenig überraschend. Aber das war  schon okay so, man sollte sich bewusst machen, dass man im Leben immer wieder nur Gast ist und nicht für immer bleiben kann.

Früher konnte ich ja von Partys nicht genug bekommen. Vor Sonnenaufgang durfte niemand schlafen gehen, sonst war das Fest gescheitert. Zu Silvester war ich immer im Stress: Wo läuft die beste Party, und wie viele Feste kann man im Lauf einer Nacht besuchen? Heute stressen mich Partys eher: Zu viele Menschen auf zu engem Raum, zuviel Lärm, zuviel leerer Smalltalk.

Heuer haben mich zwei sehr liebe Freunde zu ihren Partys eingeladen, beide sind berühmt als gute Gastgeber. Tagelang überlegte ich, welche Feier ich besuchen sollte. Im Endeffekt war ich dann für beide Feste zu müde.

Mein Silvester sah heuer so aus: Zuerst waren meine Freundin und ich im Burgtheater und sahen eine zum Totlachen komische und tragische Inszenierung von „Der nackte Wahnsinn“. Danach fuhren wir zu ihr nach Hause und kochten uns Spaghetti. Dann habe ich zum ersten Mal in meinem Leben „Dinner For One“ gesehen (sehr öd) und zum ersten Mal seit meiner Kindheit Blei gegossen (ein großer Spaß). Anschließend haben wir vom Wohnzimmerfenster meiner Freundin (Blick über ganz Wien) die Feuerwerke angeschaut. Ich weiß, Feuerwerke sind total böse, derzeit vermutlich das Böseste auf der Welt, wegen Tieren und Umwelt, aber ich werde jetzt nicht zu heucheln beginnen, ich finde sie einfach wunderschön (manchmal im Leben sind auch böse Sachen schön).

Um halb eins habe ich dann zum ersten Mal in meinem Leben versucht, Walzer zu tanzen (ein sehr unterhaltsames Desaster), und kurz darauf war ich stocknüchtern im Bett. Es war ein herrlicher Silvester.

Kommentare