Ein Tor zur (Film-)Welt schließt

Mit der Satyr Filmwelt geht eine Wiener Institution verloren. Das Geschäft schließt mit Jahresende.
Barbara Beer

Barbara Beer

Im September wurde noch von Neuerscheinungen berichtet. Darunter Bücher über Buster Keaton und Catherine Deneuve, über die Kinoleidenschaft der Dichterin Ilse Aichinger und über Wien als Filmkulisse. Auch ein Spaghetti-Western-Guide und ein literarischer Roadtrip mit Orson Welles waren dabei; Filme aus Frankreich, Italien, Spanien, England; Klassiker ebenso wie Neuheiten und natürlich Schallplatten mit Soundtracks von „Lawrence of Arabia“ oder dem tollen Franzosen-Thriller „Vier im roten Kreis“. Helden und Gauner, großes Drama und kleine Komödie.

Ein Tor zur (Film-)Welt schließt

Alles, was Film sein kann, fand man jahrzehntelang in der Satyr Filmwelt. Bald wird dieses Filmuniversum nicht mehr zugänglich sein. „Aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Situation im Buch- und Medienhandel und des bevorstehenden Ruhestandes unseres Inhabers sehen wir uns gezwungen, mit Ende dieses Jahres unser Geschäft zu schließen,“ teilte Satyr nun mit.

Ein Tor zur (Film-)Welt schließt

Mit Satyr verschwindet eine Institution, die für viele ein Tor zur Welt war. Anfang der 80er Jahre gründete Albert Schmidleitner das Filmfachgeschäft in der Postgasse im ersten Bezirk, später wurde in die Vorlaufstraße übersiedelt. Es waren goldene Zeiten für Filmliebhaber. Abgesehen davon, dass das Video- und später das DVD-Geschäft blühte: Hier trafen Filmfans auf echte Experten, die aus dem Stand alles über François Truffaut, Luis Buñuel oder Ernst Lubitsch, aber selbstverständlich auch über „Star Wars“ und „Blade Runner“ erzählen konnten – und nach wie vor können.

Was sie künftig mit diesem Wissen machen werden, wissen sie selbst noch nicht. „Wir sind die letzten Dinosaurier“, sagt ein Mitarbeiter. In ganz Europa findet man kaum noch ein solches unabhängiges Filmfachgeschäft.

Wo werden wir künftig französische Filmposter aus den 40er Jahren kaufen? Fachbücher über das Drehbuchschreiben? Den Soundtrack eines italienischen Thrillers aus den 60er Jahren, selbstverständlich auf Vinyl? Die Wahrheit ist: Wir haben das alles schon lange nicht mehr (dort) gekauft. Wir haben die Filmwelt wohl selbst zugesperrt.barbara.mader

Wiener Institution Satyr Filmwelt schließt

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