Echte Harteier

Starke Männer lassen Worte sprechen, nicht ihre Fäuste und Waffen
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Wortreich ist derzeit die Rede von der Sprachlosigkeit im Mann. Die Theorie dahinter: Männer, die nie gelernt haben, zu Worten zu greifen, wenn es um ihr Inneres geht, greifen zu Waffen, wenn es zum Äußersten kommt. – Ganz so drastisch muss man es nicht sehen. Aber die Gewaltverbrechen an Frauen innerhalb von Familie und Beziehung deuten sehr wohl auf männliche Ohnmacht und Konfliktunfähigkeit hin.

Natürlich kann man versuchen, alle zu entwaffnen. Doch die geballten Fäuste werden es weiterhin durch jede Waffenkontrolle schaffen. Es ist also Zeit, dem Nachwuchs zu zeigen, dass es verdammt guttut, die eigenen Gefühle erkennen und benennen zu können, statt zuzuschlagen und ohne zu fragen zuzugreifen.

Wenn jetzt Gilette genau das in seiner Werbelinie propagiert, schreien selbst ernannte Harteier: „Weichei-Alarm!“. Und einige wittern gar die Götterspeisendämmerung, wenn Buben sich nicht prügeln sollen. Der Mann als Wackelpudding? Nein. Starke Männer lassen Worte sprechen, nicht Fäuste.

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