Dieser Tage vor 80 Jahren
Das Gedenken grölt nicht in Festzelten. Es schlägt ruhige Töne an, obwohl es dieser Tage allen Grund hätte, laut zu sein. Mitunter lässt es nur die Stille einer Schweigeminute sprechen.
Gedenklesungen, Gedenkausstellungen, Gedenkbücher, Gedenkfilme: Wer hinschaut, findet derzeit viele Veranstaltungen, die unter Großeinsatz von Herz und Hirn – oft ehrenamtlich – organisiert wurden. Wer hingegen wegschaut, muss die kleinen Teile des großen Gedenkens nicht bemerken; muss nicht sehen, dass vor 80 Jahren die Geschichte kippte, die Gesellschaft ihren moralischen Halt verlor.
Die Novemberpogrome 1938 – ermordete Menschen, brennende Synagogen, zerstörte Geschäfte, Wohnungen, Friedhöfe – sind jener Punkt, an dem aus Rassismus und Diskriminierung Verfolgung und Verbrechen wurden, an dem sich der strategisch angeheizte Volkszorn hemmungslos entlud. Man muss nicht hinschauen. Aber man sollte heute hinschauen, falls man irgendwo Zeichen von Rassismus, Diskriminierung, Aufwiegelung oder Verhetzung erkennt.
Kommentare