Die russischen Wochen

Vorurteile, Klischees, Fußball und der Versuch, mit all dem umzugehen.
Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Russland. Nur ein Name, dessen Aussprache eine gewisse Härte unvermeidbar macht. Ein Name zwischen Rollen und Zischen, der Assoziationen erzeugt, Klischees und Vorurteile reflexartig auf endlosen Listen in die Gedankenwelt wuchtet. Riesig ist dieses Land, Ausmaße, die Macht und Mächtigkeit sichtbar machen, mit seiner Geschichte auf dem Schachbrett der Weltordnung entscheidende Züge tat und immer noch tut.

Russisch? Ein Begriff. Einer, der die Herkunft bestimmt, aber oft gebraucht, um Geringschätzung auszudrücken. Damit unterstellt der sich stets überlegen fühlende Mensch des Westens rücksichtlose, von jeder Ethik und Ästhetik befreite Verhaltensmuster, von Wodka durchtränkte Schwermut, zusammengefasst als ein in dunklen Farben gemaltes Feindbild. Klar zeichnet das Vorurteil die Linie zwischen Gut und Böse.

Machtspiel

Russland hat in den letzten 30 Jahren eine Veränderung durchgemacht, die im Westen zwar registriert wurde, deren Auswirkungen aber nur schwer zu verstehen sind. Aufgetan hat sich die tiefe Kluft zwischen der von der Verwandlung vergessenen Gesellschaft und jenem Teil, der den Umsturz zum Aufstieg in einen oft unappetitlich zelebrierten Kapitalismus nutzte. Letzteres, und keinesfalls die scheinheilige Tendenz der FIFA zur erdumspannenden Gleichberechtigung, gab den Ausschlag, warum Russland diese Fußball-WM bekommen hat. Mit allen Tricks, die auch den westlichen Funktionären nicht fremd sind, die etwa Deutsche, zwölf Jahre nach ihrer WM, immer noch mehr oder weniger ernsthaft aufzudecken versuchen.

Wer das Fußball-Spiel davon trennen will, wer der politischen Machenschaft verbietet, es nicht als Bühne zu benützen, mag weiterträumen. Die WM 2018 wird eine Show des Wladimir Putin. Ein Land hat sich an zwölf Orten punktuell herausgeputzt, die Imagepflege für den Augenblick.

Immerhin, Russland wird seine Besucher in höchster Sicherheit wiegen, die Bevölkerung wird ihre Eigenheiten präsentieren und der zum Sport reduzierte Fußball darf seine stärkste Rolle erfüllen. Schonungslos wird er die verlockende Annahme widerlegen, ein Riesenreich müsse auch fußballerische Großmacht sein.

Wie der KURIER in den nächsten Wochen in einer eigenen Beilage davon berichten wird? Hintergründig, umfangreich, aber keinesfalls allumfassend. Beobachtend, kommentierend, aber ohne Anspruch, die Wahrheit gepachtet zu haben. Der Plan, fehlerfrei zu sein, wird Lücken aufweisen. Warum 64 Spiele so und nicht anders ausgehen, wird zumeist der Analyse der ehemaligen österreichischen Teamspieler Christian Fuchs, Zlatko Junuzovic und Paul Scharner vorbehalten sein. Auf kurier.at lässt der Liveticker keine Versäumnisse zu. Im zusammenfassenden Überblick hält SchauTV täglich mit bewegten Bildern und prominent besetzten WM-Talks auf dem Laufenden.

Russland und die WM? Es stehen Wochen an, die von Berichterstattern und Konsumenten eine gewisse Härte verlangen.bernhard.hanisch

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