Nettoempfänger

Ist es ein Beitrag, den man leistet, wenn man eine Gratisimpfung nimmt, für die anderswo auf der Welt Menschen viel geben würden?
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Ein Leser schreibt: „Ich bin geimpft und habe damit meinen gesellschaftlichen Beitrag geleistet.“ Den Empfang einer Gratisimpfung als gesellschaftlichen Beitrag zu definieren, ist eine interessante Sicht auf die Welt. Auf eine Welt, in der zig Millionen Menschen auf diese Impfung warten, derzeit aber keine Aussicht darauf haben, obwohl sie jeden Impfstoff mit Dank nehmen und dafür sehr weit gehen würden.

In Österreich kommt die Impfung mit dem Bus vor die Haustür. Und wem der Impfstoff nicht zusagt, der kann im Einkaufszentrum einen anderen geimpft bekommen, kriegt dazu ein T-Shirt, einen Energieriegel sowie ein Zertifikat, das (Reise-)freiheit garantiert. Politische Überlegungen kreisen darum, ob man noch 100 Euro und einen Golf-GTI drauflegen soll, um mehr Menschen zu diesem Beitrag zu motivieren. Und plötzlich taucht der alte Spruch auf: „Was nichts kostet, ist nichts wert.“ Vielleicht führt sich eine Nettoempfängergesellschaft, in der alles vorhanden ist, aber die Spannungen immer größer werden, irgendwann selbst ad absurdum.

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