Die Kraft des Analogen

Keppeln können wir gut in Wien. Das heißt aber nicht, dass wir nichts anderes im Sinn haben.
Barbara Beer

Barbara Beer

Motschgern geht immer. Die Wiener Ansichten zur Frage, warum Laufen auf dem Friedhof eine Schnapsidee ist, sind auf großen Beifall gestoßen. Das freut das Redaktionskomitee natürlich, zumal wir Wiener zum Thema Derfen’s denn des? noch einiges auf Lager haben.

Dennoch wird die heutige eine Enthusiasmus-Kolumne (an dieser Stelle: danke den Kollegen vom Falter für das Verborgen dieses schönen Ausdrucks). Zu bejubeln gibt es, dass das wunderbare Audio-Center am Judenplatz am 1. April 25 Jahre alt wird. Und das, obwohl das versteckt in einer Ecke liegende Kellergeschäft unzählige Male für tot erklärt wurde. Stichwort: Wer kauft denn schon noch Tonträger, und das bei einem niedergelassenen Händler? Und ja, in vielen Fällen sind diese Untergangsszenarien dann ja auch eingetreten. Erst vor kurzem hat, wie berichtet, der weltbeste Film-Fachhändler, der Satyr in der Vorlaufstraße, seine Pforten für immer geschlossen. (Wir sind noch in der Trauerphase.)

Audio-Center-Chef Reinhold Weber hat das Gerede vom Weltuntergang angesichts Internethandel und Download-Alternativen nie gestört. Er hat immer an die Kraft des Analogen und an seine Kunden geglaubt. Die wiederum haben immer an die Kraft der Expertise in diesem auf Jazz, Soul, Wienerlied und Weltmusik spezialisierten Geschäft geglaubt.

Denn beim Reinhold Weber ist es so: Wenn der was sagt, dann stimmt es. Zum Beispiel, dass die Schallplatten wieder zurückkommen werden. (Gut, der Herr Teuchtler in der Windmühlgasse hat auch nie daran gezweifelt, dass Vinyl für die Ewigkeit ist, aber das ist eine andere Geschichte). Reinhold Weber also, der in Wahrheit schon viel länger als 25 Jahre hier arbeitet, nämlich seit 1989 als Angestellter im damaligen Schallplattenclub, der fragt jetzt bei Bestellungen immer: Vinyl oder CD? Gut die Hälfte seines Sortiments besteht heute wieder aus Schallplatten.

Man lernt: Es lohnt sich, manche Krisen auszusitzen. Oder erst gar nicht an sie zu glauben. Am 13. April ist übrigens Record-Store-Day.

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