Die Heiligenscheinlösung
Wer halbe Sachen macht, hat schnell ein ganzheitliches Problem: Der halbe Feiertag wächst sich zum politischen Ganztagsthema aus. Dabei sah alles nach einer typisch österreichischen Heiligenscheinlösung aus: Im Idealfall, dass der Karfreitag auf einen Freitag fiele, würde man den Halbtagsfeiertag gar nicht bemerken.
Ein Land, das freitags um elf die Arbeitsplätze aufräumt, um zwölf kollektiv „Schönes Wochenende!“ ruft und um 13 Uhr Frühschluss macht, kriegt einen 14-Uhr-Feiertag eh nicht mit. Da sind längst alle shoppen. Aber wer hält die Geschäfte offen?
Inzwischen beschäftigt das Thema Karfreitagsöffnung eine ganze Expertenrunde. Die Regierung klopft sich auf die Schultern: „Das Glas ist halb voll!“ Die Wirtschaft jammert: „Es ist halb leer!“ Und die Gewerkschaft fordert Freibier für alle Handelsangestellten. Jetzt wird gefeilscht, ob der Karfreitag 200 oder nur 50 Prozent Zuschlag wert sei. Und Jesus ärgert sich, dass er auferstanden ist, weil er sich nicht einmal im Grab umdrehen kann.
Kommentare