Die Hausordnung

Wer die Verrohung der Sprache durch Politiker wie Trump beklagt, sollte diesem jetzt baldige Besserung wünschen.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Die erstaunliche Nachricht zum Tag: Twitter hat eine Hausordnung! Der beliebte Kurznachrichtendienst, den immer mehr selbst ernannte Laienhöchstrichter zur modernen Inquisitionsplattform umfunktionieren, meldete gestern, dass Tweets, in denen dem an Covid-19 erkrankten US-Präsidenten der Tod gewünscht werde, gelöscht würden. Diese entsprächen nicht "den Richtlinien“.

Das ist gut so. Einerseits, weil es jenen eine rote Linie aufzeigt, die dachten, dass sie auf Twitter jeden zwischenmenschlichen Sondermüll deponieren können. Andererseits, weil solche Richtlinien auch als Welt-Hausordnung angebracht wären. Man wünscht anderen nicht den Tod.

Selbst Donald Trumps Widersacher Joe Biden schaffte es, dem Kontrahenten „Rasche Genesung!“ zu wünschen. Ob ehrlich gemeint oder nicht, ist hier zweitrangig. Denn mit der Verrohung der Sprache beginnt jene Spaltung, die Politikern wie Trump oft zum Vorwurf gemacht wird. Möge er an all den Genesungswünschen erkennen, dass er damit keinen Erfolg hatte.

Kommentare