Die Bahn als Blitzableiter

Nach dem Sturm kam der Shitstorm. Fair ist das nicht
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Einer muss immer der Watschenmann sein. Und je mehr Frust sich zusammenbraut, desto heftiger entladen sich die Gewitter. Nach den Unwettern vom Donnerstag war die Bahn der Blitzableiter. Wer nach den dramatischen Ereignissen noch Worte hatte, um zu schimpfen – der schimpfte auf die ÖBB. Es mag ja gute Gründe geben, die ÖBB zu kritisieren, aber dass nach einem Unwetter mit entwurzelten Bäumen und geknickten Strommasten der Bahnbetrieb eingestellt wird, ist ebenso unvermeidlich wie die Sperre von Straßen, Autobahnen und Tunnelketten. Kein Strom, kein Verkehr.

Wenn sich dann der gesamte Individualfrust („Ich muss nach …, die Bahn lässt mich schon wieder im Stich“) auf die ÖBB entlädt; wenn beim haltlosen Schimpfen alle (Bahn-)dämme brechen, trifft der Zorn die Falschen. Unzählige ÖBB-Mitarbeiter, die in dieser Situation das Menschenmögliche geleistet haben, hätten sich mehr verdient, als nach dem Sturm auch noch geföhnt zu werden.

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