Der verkleidete Fasching

Im Vorjahr fiel der Fasching aus. Heuer hat er sich als Krieg verkleidet. Aus Faschingsumzügen werden Friedenskundgebungen.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

2021 war der Fasching abgesagt und die Enttäuschung darüber groß. Vom Faschingsdienstag 2022 aus betrachtet war das nur ein Luxusproblem (früher hätte man spöttisch „first world problem“ dazu gesagt, aber die sogenannte Erste Welt hat ja jetzt echte Probleme). Denn der Fasching geht 2022 als Krieg. Statt Faschingsumzügen gibt es Friedenskundgebungen (allein in Köln war gestern, Montag, eine Viertelmillion Menschen dabei). Als kurz vor Weihnachten Karnevalsveranstaltungen zwischen Köln und Kärnten erneut abgesagt wurden, hieß der jetzige Krieg in der Ukraine noch lapidar "Ukrainekonflikt" und der Absagegrund "Omikron".

Mittlerweile sind längst nicht nur Karnevalssaalveranstaltungen und große Umzüge abgesagt. Der ORF etwa hat den Fasching gänzlich aus seinem Programm genommen. In Düsseldorf fuhr gestern ein einziger Karnevalswagen mit einer Putin-Karikatur durch die Straßen. In Köln einer mit einer von einer russischen Fahne aufgespießten Friedenstaube. 2021 haben sich die Menschen den Fasching zurückgewünscht, 2022 wünschen sie sich den Frieden zurück.

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