Der Feind ober meinem Bett

Ich hasse es, von jemandem mit mikroskopisch kleinem Gehirn zum Narren gehalten zu werden
Simone Hoepke

Simone Hoepke

Es summt.

Ein nervtötendes Geräusch. Ssssssssssss.

Offenbar ist das Surren mit dem Lichtschalter im Schlafzimmer gekoppelt.

Schalte ich das Licht an, hört das Summen auf. Schalte ich das Licht aus, fängt es wieder an. Spätestens, wenn ich im Bett liege. Das Spiel spiele ich jetzt seit einer geschlagenen Stunde.

Mit einer Gelse.

Ich bitte das Vieh höflich, das Zimmer zu verlassen. Es bleibt. Ich fordere die Gelse auf, sich ans Nachtflugverbot im Haus zu halten. Sie fliegt mir weiter um die Ohren. Ich will sie erschlagen. Sie versteckt sich.

Ich hasse es, von jemandem mit mikroskopisch kleinem Gehirn zum Narren gehalten zu werden.

Man muss seinen Feind kennen, um ihn zu besiegen.

Ich recherchiere. Aufrecht, mit einer Zeitung bewaffnet, im Bett sitzend. Stechmücken fliegen mit einer maximalen Geschwindigkeit von 2,5 Stundenkilometern. Eine Information, die mich nicht weiterbringt.

Es gibt in Europa mehr als 100 Stechmücken-Arten. Weiß ich. Ich war in Finnland, als sich dort alle Mücken Mitteleuropas zur Vollversammlung getroffen haben. Dagegen ist dieser Einzelgänger bei mir im Schlafzimmer ein Lercherlschas.

Ich übe mich in buddhistischer Gelassenheit. Nur weibliche Gelsen stechen ...

Schalte das Licht aus, leg mich hin. Summen. Direkt über meinem linken Ohr. Ich zuck aus. Schlag um mich. Fluche.

Warum können diese Mistviecher nicht wenigstens ruhig sein?! Ich lese nach.

Weil sie auf der Suche nach einem Sex-Partner sind. Gehört zum Balzverhalten. Die Damen summen tiefer als die Herren. Ziel der Übung: andere liebestolle Gelsen anlocken.

Das ist die Höhe! Nicht in meinem Schlafzimmer!

Ich mach mich auf die Jagd. Würden sich Gelsen mit Glühwürmchen paaren, wäre das Leben leichter. Für uns beide.

Glühwürmchen mag ich. Die schalten ein Licht am Hintern an, wenn sie auf Aufriss gehen. Und sie fliegen nicht durch fremde Schlafzimmer.

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