Damals wollten wir nicht Krieg spielen

Es gab eine Zeit, da war Kriegsspielzeug aus gutem Grund verpönt. Ebenso wie Plastik-Spielzeug (in manchen Haushalten auch „Plastik-Glumpert“ genannt). Das so genannte „Gender-Marketing“ war noch nicht erfunden, und viele Eltern versuchten, Mädchen und Buben mit gleichen Werten zu gleichberechtigten Menschen zu erziehen – mit
Spielzeug, das nicht mittels rosa und blauer Farbe Geschlechtertrennung ab dem ersten Lebensjahr vorschrieb.
Es waren die 70er-Jahre und „Mädchen-Überraschungseier“ gab es ebenso wenig wie den seltsamen Berufswunsch „Model“.
Warum das jetzt hier zur Sprache kommt?
Unlängst ist bekannt geworden, dass Wiens ältestes Spielwarengeschäft zusperrt. Der Hilpert hinter dem Stephansdom schließt nach 147 Jahren. Die Betreiber gehen in Pension, ein Nachfolger wurde nicht gefunden. Die Miete war zu hoch.
So ist es vor einigen Jahren auch dem Kober gegangen. Man erinnert sich noch gut an den riesigen braunen Teddybären, der viele Jahre vor der Tür des Spielzeuggeschäfts am Graben und zuletzt, nach dem Umzug, an der Wollzeile die Besucher begrüßte.
Das Gfrett mit den unleistbaren Mieten in der Innenstadt hat schon viele Traditionshändler zur Aufgabe gezwungen, wir haben oft darüber berichtet. Es scheint, als könnten da nur mehr internationale Billig-Produktions-Ketten und Souvenir-Ramschläden mit groteskem Klimt-und Hunderwasser-Trödel mithalten. Doch halt: zurück zu den Spielzeuggeschäften in der Innenstadt.Eines, das die eingangs beschriebenen Werte besonders hochhält, ist die 1963 eröffnete „Spielzeugschachtel“ in der Rauhensteingasse. Hier gibt es kein Kriegsspielzeug. Es gibt Holz statt Plastik und pädagogisch vernünftige, wunderschöne Spielsachen, die auch Erwachsenen Freude machen. Die Spielzeugschachtel ist eine Oase im schrillen Plastik-Glumpert-Universum. Gehen Sie hin. Wer keine Kinder hat, der möge fremde beschenken.
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