Angst wieder verlernen

Werden wir nachher wieder wissen, was wir tun - ohne um Erlaubnis zu fragen?
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Man solle dafür sorgen, dass die Menschen Angst vor einer Ansteckung haben, hat der Bundeskanzler gesagt. Oder auch nicht gesagt. Oder schon gesagt, aber nicht so gemeint, sondern anders.

Das Angst-Konzept funktioniert. Wenn ein Kind vor dem Krampus Angst hat – oder vor dem Wulliwux   – dann isst es brav auf und geht schlafen (und wird später Kunde beim Psychotherapeuten).  Das Schulsystem kennt die Angst-Kette: Der Schüler hat Angst vor dem Lehrer, der Lehrer vor dem Direktor, der Direktor vor dem Schulinspektor, der vor dem Minister – und alle zusammen vor der Lehrergewerkschaft. Und Religionen sind auch aus Angst gebaut: Wenn du dieses tust und jenes unterlässt, ist die Gottheit grantig und schlägt um sich.

Angst kann gesund sein, vor allem in einer Pandemie. Hoffentlich verlernen wir nachher die Angst wieder – und fragen nicht mehr ständig, was „erlaubt ist“, wenn wir einfach unsere Leben leben, ganz ohne Wulliwux.

Kommentare