Rituale und Vertrautes: Dafür sind wir niemals erwachsen genug

Ein Mädchen öffnet ein Kästchen bei einem Adventkalender.
Oft sind es Kleinigkeiten, die uns helfen, in Verbindung zu bleiben. Das kann ein Adventskalender, ein Gericht oder ein Gespräch sein.
Claudia Stelzel-Pröll

Claudia Stelzel-Pröll

Bald kommt wieder jener Abend vor dem 1. Dezember, den ich damit verbringe, zahlreiche Kleinigkeiten in Sackerl zu packen und mit Nummern von 1 bis 24 zu versehen. Die Kinder wissen bereits: Das Büro ist dann stundenlang Sperrzone.

Wer reinkommt, verwirkt die Chance auf einen der heiß begehrten Selfmade-Adventskalender à la Mama.

Alle Jahre wieder präsentiere ich fertige Modelle: Schau, der mit den Tieren ist ja süß. Wolltest du so einen nicht schon immer? Wow, es gibt sogar einen mit Proteinriegeln! In der Hoffnung, dass mir die Arbeit erspart bleibt und ich nur auf „Bestellen“ klicken muss. Vergeblich. Sie werden älter, der Wunsch nach Altbekanntem bleibt.

Eltern bemerken recht schnell von Beginn an: Kinder lieben Struktur, Wiederholungen, Bewährtes, Vertrautes. Das ist nichts Verwerfliches, sondern später, wenn sie vielleicht kratzbürstige, vielleicht zurückgezogene, vielleicht aufbrausende Teenager sind, ein guter Anknüpfungspunkt.

Umarmen & in den Nachthimmel schauen

Das kann dann eben der selbst gefüllte Adventskalender sein, das fixe Gespräch am Abend vor dem Einschlafen, das Lieblingsessen, das sich das Geburtstagskind immer wünschen darf oder der Ausflug zu diesem bestimmten Ort, der jedes Jahr stattfindet. Was auch immer hilft, um Beziehungen zwischen Eltern und Kindern lebendig und liebevoll aufrechtzuerhalten, ist eine gute Wahl.

Und für manche Dinge – umarmen, gemeinsam in den Nachthimmel schauen, blödeln, dem anderen Gutes tun, Kuchen essen und über kleine Wunder staunen – sind wir sowieso nie erwachsen genug.

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