Volksbefragung im Kaffeehaus

Die Stammgäste schreiben auf, was sie am Café Kralicek gut finden und was sie stört.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Seit der Chef bei der Wirtschaftskammer einen Kurs gemacht hat, kommt er manchmal auf komische Ideen. Weil er dort gelernt hat, dass Feedback wichtig ist, hat er unter den Stammgästen zuletzt eine schriftliche Befragung durchgeführt. Sie sollten aufschreiben, was sie am Café Kralicek gut finden – und was sie stört.

Die Befragung erfolgte anonym, die ausgefüllten Zettel konnten hinten im Gang zum Klo diskret in eine Schachtel geworfen werden. Die Wahlbeteiligung war hoch, wobei das Feedback überwiegend positiv war – was bei Stammgästen logisch ist, den Chef aber trotzdem gefreut hat. Einer schrieb: "Ich mag, dass das Café für mich da ist, wenn ich es brauche, und ich dort immer Leute treffe. Dass es nicht nur alle Zeitungen gibt, die ich brauche, sondern auch die, die ich nicht brauche. Ich mag den Kaffee, das Bier und den Spritzer. Ich mag den Toast, die Eier im Glas, die Gulaschsuppe und das Käsbrot."

Magischer Nachmittag

Einer versuchte, alle schönen Momente im Café festzuhalten, an die er sich noch erinnern konnte. "Da war dieser magische Nachmittag vor zwei Jahren. Das Sonnenlicht knallte wie ein Scheinwerfer auf meinen Tisch und ich hatte plötzlich das Gefühl, dass ich einen Roman schreiben muss. Seitdem warte ich darauf, dass dieses Gefühl wiederkommt und ich endlich loslegen kann."

Kritikpunkte gab es nur zwei: Einer wünschte sich einen 24-Stunden-Betrieb, ein anderer mehr Lokalrunden vom Chef. Aber wirklich ernst gemeint war das eher nicht. Eine Wortmeldung sprach den meisten Stammgästen aus der Seele: "Das Café ist perfekt. Bitte NICHTS ändern, um Gottes Willen!"

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