Der letzte echte Kaffeehausliterat
Gibt es heute eigentlich noch Kaffeehausliteraten? Im Sinne von Peter Altenberg oder Karl Kraus nicht mehr – die Zeiten sind vorbei, Literaten und Kaffeehäuser haben sich gewandelt. Wenn Dichter heute eine Gruppe bilden wollen, tun sie das eher im Internet als im Café.
Das soll nicht heißen, dass es unter den Stammgästen des Café Kralicek nicht zahlreiche Literaten gäbe. Kabarettisten schreiben Sketches, Journalistinnen verfassen Glossen, Poeten feilen an Versen, auch ganze Drehbücher und Romane sind im Café schon entstanden.
Und dann ist da noch Arthur, der sich selbst als Kaffeehausliterat bezeichnet und die Tradition wiederbeleben möchte. Wann immer man ihn an seinem Stammplatz – zweite Loge – antrifft, kritzelt er gerade etwas in sein großes Skizzenbuch. Derzeit arbeitet Arthur an einem kleinen Gedichtzyklus über das Kaffeehaus, und sobald wieder ein Gedicht fertig ist, liest er es stolz vor.
Ob kleiner Brauner
oder großer
Bist ein Gauner
ein famoser
Weder Melange
noch Verlängerter
Die Warteschlange
ist viel längerer
Applaus! Den Stammgästen gefällt es, zumindest heute und morgen wird niemand den Dichter auf seine Schulden ansprechen. Arthur ist nämlich auch notorisch pleite wie ein echter Kaffeehausliterat.
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