Der letzte echte Kaffeehausliterat

Die Zeiten von Karl Kraus und Peter Altenberg sind vorbei. Aber mindestens einen gibt es noch.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Gibt es heute eigentlich noch Kaffeehausliteraten? Im Sinne von Peter Altenberg oder Karl Kraus nicht mehr – die Zeiten sind vorbei, Literaten und Kaffeehäuser haben sich gewandelt. Wenn Dichter heute eine Gruppe bilden wollen, tun sie das eher im Internet als im Café.

Das soll nicht heißen, dass es unter den Stammgästen des Café Kralicek nicht zahlreiche Literaten gäbe. Kabarettisten schreiben Sketches, Journalistinnen verfassen Glossen, Poeten feilen an Versen, auch ganze Drehbücher und Romane sind im Café schon entstanden.

Und dann ist da noch Arthur, der sich selbst als Kaffeehausliterat bezeichnet und die Tradition wiederbeleben möchte. Wann immer man ihn an seinem Stammplatz – zweite Loge – antrifft, kritzelt er gerade etwas in sein großes Skizzenbuch. Derzeit arbeitet Arthur an einem kleinen Gedichtzyklus über das Kaffeehaus, und sobald wieder ein Gedicht fertig ist, liest er es stolz vor.

Ob kleiner Brauner

oder großer

Bist ein Gauner

ein famoser

 

Weder Melange

noch Verlängerter

Die Warteschlange

ist viel längerer

Applaus! Den Stammgästen gefällt es, zumindest heute und morgen wird niemand den Dichter auf seine Schulden ansprechen. Arthur ist nämlich auch notorisch pleite wie ein echter Kaffeehausliterat.

Kommentare