Kann man süchtig nach Kaffeehaus sein?
Stammgast Kurt hatte kürzlich Streit mit seiner Frau. Es ging – wie so oft – darum, dass er nie daheim ist und sein ganzes Geld ins Kaffeehaus trägt. "Aber diesmal ist sie zu weit gegangen", sagt Kurt. "Wisst ihr, was sie gesagt hat? Ich bin ein Kaffeehaus-Junkie!" Die anderen Stammgäste waren mit Kurt solidarisch, aber auch nicht ganz sicher, ob seine Frau nicht recht hatte. Vielleicht waren sie ja alle süchtig?
Karl googelte die WHO-Kriterien für krankhafte Abhängigkeit. Je mehr davon zutreffen, desto stärker die Sucht. Das ganze Café machte den Test und musste sich zerknirscht eingestehen, dass folgende Kriterien auf sie zutreffen (die Stammgäste haben sie ein bisschen umformuliert): 1) "Ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, ins Kaffeehaus zu gehen." 2) "Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns und der Beendigung des Kaffeehausbesuchs." 3) "Ein eingeengtes Verhaltensmuster im Umgang mit dem Kaffeehaus, wie zum Beispiel die Tendenz, es an Werktagen wie an Wochenenden zu frequentieren." 4) "Vernachlässigung anderer Vergnügungen oder Interessen zugunsten des Kaffeehausbesuchs."
Es ist nur psychisch!
Die Stimmung entspannte sich erst ein wenig, als Karl noch etwas entdeckt hatte: Die Kriterien bezogen sich ausschließlich auf psychische Abhängigkeit, nicht auf körperliche. Soooo schlimm dürfte es also doch nicht um sie bestellt sein. Die letzte Wendung hat Kurt gar nicht mehr mitgekriegt, da saß er mit seiner Frau längst turtelnd in einer Loge. Sie war vorbeigekommen, um ein Versöhnungsachterl mit ihm zu trinken. Ist sie vielleicht auch süchtig? Nein, viel schlimmer: Sie ist verliebt.
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